57. Tag: Kumköy - Istanbul

Als ich heute Morgen aufwachte, regnete es. Da hatte ich mein Zelt schön sauber und trocken, und jetzt musste ich befürchten, es nass einzupacken. Nachdem ich jedoch in einem Unterstand gefrühstückt hatte, hörte es auf und die Sonne kam raus. Zumindest kriegte ich es wieder trocken. Der Bus von Kumköy nach Sariyir am Bosborus nahm mich zum Glück mit dem Rad mit und ich konnte mir eine gute Stunde berghoch schieben ersparen. Ich hatte fast 4 Stunden Zeit, bis mein Schiff nach Eminönü im Zentrum abfuhr. Ich hatte jedoch überhaupt keine Langeweile. Zum einen, weil der Bosborus mit seinen vielen Schiffen immer was zu schauen bietet und zum Anderen sprach mich ein Herr auf Deutsch an. Über 2 Stunden unterhielten wir uns. Er hatte Zeit, weil er auf seinen Schwager wartete, der Lehrer an der hiesigen Grundschule ist. Zusammen mit ihm wollte er zum Freitagsgebet. Er ist Türke aus der Gegend und lebt in Bremerhafen. Dort hat er sein Arbeitsleben auf einer Werft verbracht. Nach einer halben Stunde ging er kurz weg und kam mit einem leckeren Gebäck und Apfelsaft zurück, was er mit mir teilte. Er erzählte viel über Istanbul, die neuen Projekte ( die dritte Bosborusbrücke direkt am schwarzen Meer, die Baustelle ist auf dem Bild zu sehen, den 2 Kanal zwischen Maramameer und schwarzem Meer und dem neuen Flughafen). Wir unterhielten uns über die Unterschiede der Gesellschaft in Deutschland und der Türkei, über Religion etc. Das war nichtig nett. Als er dann in die Moschee ging, fuhr ich in ein Cafe um einen Capuccino zu trinken. Dort wurde ich schon wieder von einem Türken angesprochen, der in Stuttgart arbeitet und gerade mit dem Auto hier angekommen ist. Auch mit ihm unterhielt ich mich eine ganze Weile und als er ging, bezahlte er beim Kellner meinen Kaffee mit. Ich war ganz beschämt und fragte mich, wann wir in Deutschland mal so nett mit unseren türkischen Mitbürgern umgehen. 

Ich fragte mich, warum mich alle als Deutscher erkennen. Sehe ich so typisch deutsch aus, oder können nur Deutsche so bekloppt sein, mit voll bepacktem Fahrrad in Istanbul zu sein? 

Auf dem Schiff lernte ich noch eine Amerikanerin kennen, die auch mit dem Fahrrad von Kontinent zu Kontinent fliegt und dort Touren macht. Sie ist mit dem Studium fertig und hat 8 Monate Zeit. Es fiel mir aber viel schwerer sie zu verstehen, als den Engländer. Ihre Aussprache war viel vernuschelter.

200m von der Hagia Sophia weg habe ich mein Hostal gefunden. Heute und morgen habe ich ein Einzelzimmer da sonst nichts mehr frei war. Da bin ich aber gar nicht traurig drum. Ab Sonntag bin ich in einem 6-Bett Zimmer. 

Ich bin noch etwas im alten Zentrum herumspaziert und habe in dem Restaurant, @Thilde, wo ich letztes Jahr den Fotoapperat vergessen hatte, Köfte gegessen. 

Morgen werde ich als erstes meiner Lieblingsmoschee, der Sülemanije, einen Besuch abstatten. Und dann mal schauen. Man kann hier ja herrlich bummeln und kleine Gassen entdecken. 

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende. Am nächsten bin ich schon wieder zuhause. Wie die Zeit vergeht....

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Kommentare: 3
  • #1

    Gisi (Freitag, 30 Mai 2014 19:31)

    Hi Tom Tom,
    ich bin so neugierig auf Deine Bilder.
    Deine vielen Bekanntschaften finde ich auch spannend. Wenn einer
    eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
    Ja, Du siehst deutsch aus, und nein, einen Türken mit schwerem Gepäck auf einem Fahrrad habe ich in Deutschland (und auch in keinem anderen Land) bis jetzt gesehen. Ich werde mal die Augen offen halten.
    Deinen müden Knochen hat die Zeit am Meer offensichtlich gut getan. Ein untermehmungslustiges Wochenende wünschen Theo und Gisi.
    An dieser Stelle einen Gruß an alle Kommentatoren, es hat Spaß gemacht mit euch. Gisi

  • #2

    Claudia Groß (Freitag, 30 Mai 2014 20:11)

    Hallo Herr Brück,
    toll, das Sie die Tour auch geschafft haben. Durch Ihren Blog habe ich sehr viel mehr erfahren als damals von meinem Sohn ;)
    Wir freuen uns schon, wenn Sie wieder zurück sind. Bis dahin noch viel Spaß und interessante Begegnungen.

  • #3

    Therese (Freitag, 30 Mai 2014 23:58)

    Lieber Thoms,
    ja, das ist auch eine der immer wiederkehrenden Reiseerfahrungen...die meisten Menschen sind so gastfreundlich....
    Das kann nur wieder mehr motivieren diesen ganz besonderen Zug nie zu verlieren und immer zu pflegen....
    Wünsche Dir zwei luxuriöse Nächte, im Genuß eines Einzelzimmers...
    Alles Liebe
    Therese