62. Tag: Istanbul

Mein Zimmernachbar, der Brasilianer, ist ziemlich krank. Er hat sich wohl in Indien einen Parasiten eingefangen. Gestern abend ging es ihm sehr schlecht und er hatte Fieber. Ich habe ihm Iboprofen gegen das Fieber gegeben und heute morgen ging es ihm viel besser. Er wartet auf die Untersuchungsergebnisse des Krankenhauses. Wir haben uns in den letzten Tagen oft und lange unterhalten und festgestellt, dass wir ganz ähnliche Gedanken zum Leben, der Welt und dem Rest haben. Er ist etwa so alt wie ich und in Brasilien Lehrer für Englisch. 

Heute bin ich wieder die Istiklal Caddesi hochgelaufen, habe mir wieder eine deutsche Zeitung geholt und habe auf dem wirklich spannenden Markt an der Rüstemi Pasa Camii, die Sachen geholt, die ich zum Verpacken meines Rades und der Taschen brauche. 

In der Zeitung las ich dann, dass das Museum der Unschuld von Orhan Pamuk hier in Istanbul den europäischen Preis -Museum des Jahres- bekommen hat. Ich hatte von diesem Museum noch nichts gehört und werde es mir morgen auf jeden Fall noch anschauen, zumal ich Pamuk wirklich sehr mag. Das Buch -Museum der Unschuld- , das im direkten Zusammenhang mit dem Museum steht, habe ich zwar noch nicht gelesen, werde es mir aber direkt morgen in der deutschen Buchhandlung besorgen. So bekomme ich dann auch den letzten meiner Reisetage gut gefüllt. Heute war es den ganzen Tag regnerisch und es soll auch die nächsten noch so bleiben. Mit einem Tagestrip zum schwarzen Meer, um zu schwimmen, wird es daher nichts mehr, was ich aber nicht schlimm finde. Ich freue mich sehr wieder nach Hause zu meiner Liebsten zu kommen. Es wird mir hier immer stärker bewußt, was ich für eine schöne, glückliche und erfüllende Zeit in den letzten 2 Monaten hatte. Ich werde sicher bis ans Ende meiner Tage keinen einzigen Tag vergessen. Und, ich werde sicher noch viele Touren mit dem Rad unternehmen, aber nicht mehr so lange und so weit. Wenn ich den Berichten von Paolo, dem Brasilianer, lausche, höre ich auf die Radfahrer, die nach Indien oder Thailand unterwegs sind und die ich getroffen habe, zu beneiden. Das scheint nicht wirklich spaßig zu sein, da her zu fahren.

Leute, ihr habt mich bald wieder und ich freue mich auf euch.

Viele Grüße an alle.