60. Tag: Istanbul

Wie ich feststellen konnte, waren heute, Montag, die Museen geschlossen. So machte ich eine Moscheen-Tour. Angefangen habe ich mit der kleinen Hagia Sophia. Sie ist wirklich klein, mit achteckigem Grundriss, aber wunderschön. Danach ging ich zur Sukullu Mehmet Pasha Camii. Diese war zunächst geschlossen. Ein Herr ließ mich herein, aber ich durfte keine Photos machen. Schade, der Innenraum erinnerte mich an die Moschee in Eyüp. 

Ein gutes Stück zu Fuß lief ich in Richtung Fatih, zur Sehzade Moschee. Diese kann man als vierte große Moschee vom goldenen Horn aus sehen. Der Innenraum ist ganz ähnlich der Süleymaniye Moschee (s. Bild). Als ich da saß und den Raum genoss, begannen die Vorbereitungen des Mittagsgebetes. Ein junger Mann setzte sich neben die Gebetsnische und sang, bestimmt 20 Minuten. Ein wirklicher Genuss. Es hatte eine sehr meditative Stimmung. Ich frage mich gerade hier immer wieder, warum unterschiedliche Religionen, die so Schönes hervor bringen, sich gegenseitig bekämpfen müssen. Aber ich bin sicher, dass nicht der Geist, der solches vollbringt, hinter der Aggression stecken kann. Direkt neben dieser Moschee ist das römische Aquädukt, das die Hagia Sophia und das alte Zentrum mit Wasser versorgte. Es ist nicht so späktakulär wie das am Gard in Frankreich oder das in Segovia in Spanien, aber weil es mitten in der Stadt ist, zwischen Häusern durchführt und Straßen darunter herführen ist es doch beeindruckend. Durch viele, viele Gassen lief ich dann kreuz und quer wieder zurück in Richtung Eminönü. Das macht richtig Spass, das Treiben auf den Straßen und vor den kleinen Geschäften zu beobachten und mitten drin zu sein.

Kurz vor der blauen Moschee wurde ich von einem Mann auf deutsch angesprochen: woher ich käme, wie lange ich hier sei und wie mir Istanbul gefalle. Er ist in Köln aufgewachsen und hat dort Mechatroniker gelernt. Er lud mich zu einem Tee ein. Er führte mich in ein großes Teppichgeschäft und ich ahnte, worauf das hinaus läuft. Ich sagte ihm gleich, dass ich keinen Teppich kaufen werde und ihm nicht die Zeit stehlen wolle. Er winkte ab, nahm mich mit, wir tranken Tee und unterhielten uns. Ein weiterer kam hinzu, aus Hannover, und sie packten das komplette Verführungs- und Überzeugungsprogramm aus. Immer wieder versuchten sie mich von ihren Teppichen zu überzeugen. Das war sehr spannend und lustig. Die Beiden verstehen ihr Handwerk. Und jetzt bin ich stolzer Besitzer eines Teppiches aus Myrna. Ich kann sogar die Symbolik darin erklären.... Nein Quatsch, ich habe natürlich keinen Teppich gekauft. Aber das Ganze war wirklich ziemlich lustig und die Beiden waren trotzdem, dass ich nicht gekauft habe, sehr nett. Jetzt gibt es ein Gewitter und es regnet ziemlich stark. In der ganzen Straßenzeile ist Stromausfall und im Hostal behilft man sich mit Candlelight. Zum Glück ist direkt gegenüber das Four-Seasons-Hotel, nobel, nobel, und ich bin über deren öffentlichen WiFi Zugang im Netz. Natürlich haben die Strom, wenn die Nacht über 200€ kostet, müssen die immer Strom haben. Viele Grüße an alle. Wer noch nicht in Istanbul war, sollte dies dringend nachholen. Es gibt hier so viel zu sehen.