58. Tag: Istanbul

Heute nacht hat es geregnet, aber ich habe in meinem Einzelzimmer, im Doppelbett, gut geschlafen. Der große Schlafsaal ist horrormäßig, im Keller und so dunkel, dass man nicht mal sehen kann, welche Wanze einen beißt. Heute Morgen war es bedeckt und nachmittags wurde es richtig schönes Wetter. Beim Frühstück unterhielt ich mich mit einem Brasilianer, der seit 2 Jahren mit seinem Fahrrad durch Asien gefahren ist und jetzt Europa in Angriff nimmt. Echt spannend. 

Ich bin dann los zum Galataturm und entlang der Istiklal Caddesi in Richtung Taximplatz. 3 von 4 Menschen dort waren Polizisten, teils in Zivil, teils in Uniform. Ein riesiges Aufgebot mit Wasserwerfern Tränengaspatronen und Schutzschilden. Es waren aber keine Demonstranten zu sehen. Ich bin durch den Gezipark spaziert, auch dort alles Polizisten. Ich wunderte mich sehr. Auf dem Rückweg war ich in der deutschen Buchhandlung um eine Zeitung zu kaufen. Der Besitzer erklärte, dass heute der Jahrestag der Geziunruhen ist. Daher. (Ich habe gerade bei Spiegel online gelesen, dass Erdogan gestern abend hier an der blauen Moschee eine Rede gehalten hat. Ich habe das gehört, ist ja nur 300m weit weg, wußte aber nicht was das war. Ich dachte nur, entweder was politisches oder was religiöses. Von den Unruhen heute habe ich nichts mitbekommen, zum Glück bin ich nicht auf die asiatische Seite heute gefahren. Der Schiffsverkehr zurück ist gesperrt. Es gab heute abend noch eine Demonstration entlang der Hagia Sophia, gegen die Unterdrückung der Palistinenser. Viele Leute und Kinder hatten das grüne Band des Dschihad um den Kopf. )

Danach machte ich mich auf die Suche nach der Rüstemi-Pasha-Camii. Michaels Tipp mit der Treppe half mirr dann. Zwischen vielen Geschäften gab es eine unscheinbare Treppe, die zur Moschee führt. Vor dem Eingang sprach ich mit einem jungen Türken, der in DU aufgewachsen ist (Zebrafan). Er erzählte, dass Sinan, der Erbauer der Moschee, in die Frau von Rüstemi, dem Auftraggeber, verliebt gewesen sei und er hätte daher die Moschee so klein und versteckt gebaut. Um diesen nicht völlig zu verärgern, habe er sie jedoch mit tollen Fliesen ausgekleidet. Die waren wirklich sehr schön. Überhaupt war der Innenraum toll. Ich machte viele Fotos und setzte mich hin, um die Stille und den Raum zu geniesen. Da kam ein Mann mit seiner Tochter herrein, kniete sich vor die Gebetsnische und begann zu singen. Das war atemberaubend schön. Ich habe versucht die Situation zu filmen. 

Danach ging ich zu meiner Lieblingmoschee, der Suleymaniye. Leider konnte ich nicht sehr lange drin bleiben, da das Mittagsgebet begann. Ich schlenderte darauf durch viele Gassen und durch den großen Basar. Ein richtiger Irrgarten. Zum Ausruhen und Zeitunglesen bin ich dann in den Gülhane-Park und habe die Sonne genossen. Vom vielen Laufen tun mir die Beine weh. Ich mache heute nicht mehr viel. Morgen will ich in den Dolmabahce-Palast.

Ich muss noch die Ehre meiner Frau retten. Natürlich kommt Mathilde mich in Düsseldorf am Flughafen abholen. Ich muss nicht mit dem Taxi nach Hause fahren.

Ich freue mich Pfingsten Holger und Inken zu sehen. Viele Grüße an die Beiden.